03 – Münsterfeld (Fulda anders)

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Vom Schlachtfeld zur agilen Wirtschaftszone

Nutzungswechsel am jahrzehntelangen Militärstandort an der Haimbacher Straße

Spricht man in Fulda von „der“ Kaserne, so meint man zunächst die Kaserne an der Haimbacher Straße. Sie hieß anfangs Ludendorff-Kaserne, zuletzt Downs Barracks Kaserne. Zu Fuldas Geschichte gehören noch die Bleidorn-Kaserne und die benachbarte Hindenburg-Kaserne in der Leipziger Straße. Außerdem gab es am Gallasiniring noch die Konstantinkaserne.

Das Münsterfeld an der Haimbacher Straße wurde schon vor seiner Bebauung mit einer Kaserne in militärischen Zusammenhängen genannt. Im Mainzisch-Hessischen Krieg besiegte Landgraf Ludwig I. den Erzbischof Konrad III. von Dhaun am 10. August 1427 auf dem Fuldaer Münsterfeld und machte damit die Ambitionen der Mainzer auf eine territoriale Vorherrschaft in Oberhessen zunichte. Die  „Schlacht auf dem Münsterfeld“ aber fand 1759  als Zusammenstoß von preußischen und württembergischen Truppen im Siebenjährigen Krieg statt.

1937 wurden die ersten Kasernengebäude der Ludendorff-Kaserne auf dem Münsterfeld errichtet und vom Beobachtungsbatallion Nr. 9 der Wehrmacht-Feldartillerie bezogen. 1946 wurde der Name in „The Crossman Barracks“ geändert. Für einige Jahre war hier die 81. Polizei-Schwadron stationiert. 1951 kam das 14th Panzeraufklärungsregiment mit dem Hauptquartier von Fritzlar nach Fulda. In Anerkennung der heldenhaften Taten  des Infanterieleutnants Downs (1944 an der Mosel)  wurde die Kaserne nun in “Downs Barracks” umbenannt. Nach 1953 sorgte ein Bauprogramm mit neun dreistöckigen Appartementhäusern für die Unterbringung der amerikanischen Familien auf dem Kasernengelände. Am 17. Mai 1972 wurde das 14. vom 11.  Panzeraufklärungsregiment abgelöst. Seine Aufgabe war bis zur Grenzöffnung am 9. Nov. 1989 die Grenzüberwachung der ca. 30 km entfernten deutsch-deutschen Grenze. Dazu gehörte die 4. Hubschrauberschwadron auf dem benachbarten Airfield Sickels und die 54. ABC-Abwehrkompanie. Das auch als Black Horse bekannte 11. Regiment erhielt 1967 im Vietnamkrieg das Ärmelabzeichen „Schwarzes Pferd“. Bis zum Beginn des 2. Weltkriegs hatte es in Mittel- und Nordamerika noch zu Pferd gekämpft. Ab 10. April 1991 war eine Task-Force des Regiments zu einer Hilfsoperation für Kurden im Irak. Kurze Zeit später waren alle drei Schwadrone des Regiments in  Kuwait, wo sie Schutzfunktionen ausübten und den Wiederaufbau absicherten. Erst im Oktober 1991 kehrten sie nach Fulda zurück und wurden am 15. Oktober 1993 inaktiviert. Die verbleibenden Truppen verließen im März 1994 Deutschland.

Der Abzug der Amerikaner hatte für Fulda weitreichende Folgen. Allein im Stadtgebiet wurden nach dem Weggang von 2299 Militärangehörigen 1800 Wohnungen frei und es fielen 192 zivile Arbeitsplätze weg. Dem damaligen Bundesvermögensamt oblagen die Verwaltung und der Verkauf der Immobilien auf den insgesamt rund 150 ha großen Konversionsflächen in Downs-Barracks mit Downs-Family-Housing, der Engineer Area in der Buttlarstraße, dem Airfield Sickels und der Lehnerz Range mit dem Materiallager Gerlos. Die Stadtväter erkannten die enormen Möglichkeiten der zivilen Wiedernutzung und ergriffen umfangreiche Maßnahmen zur Förderung der Weiterentwicklung Fuldas. Die Wirtschaftsförderungsexperten des HLT wurden im August 1993 mit der Erstellung von Nutzungskonzepten beauftragt. Eine wahre Flut von Aufgaben war zu bewältigen, die oft auch Reibungspunkte enthielten. So bestand die Stadt auf eine Rückübertragung der Flächen der ehemaligen Wehrmachtskaserne, der Bund aber erklärte diesen Anspruch für erloschen. Das Land Hessen meldete für 5 Einrichtungen Flächen- und Gebäudebedarf  für die Folgenutzung an. Mit 35000 qm hatte die damalige Polizeidirektion Fulda den größten Bedarf. Im März 2000  wurde Fulda als Standort für das Präsidium Osthessen ausgewählt. Neben der modernsten Raum-Schießanlage in Hessen entstand hier das einzige Pandemielager der hessischen Polizei mit über 1,2 Millionen Infektionsschutzartikeln. Zum Polizeipräsidium Osthessen gehören fünf Polizeidirektionen, sieben Polizeistationen, drei Polizeiposten und 2 Polizeiautobahnstationen. In 2008 nahm die zögerliche Entwicklung des Münsterfelds unter OB Gerhard Möller Fahrt auf. Die Stadt erwarb vom Bund für 5 Mio Euro  200 000 qm Konversionsfläche und der OB initiierte die IG Münsterfeld. Zu den ersten Mitgliedern zählten: Markus Röhner (R+S solutions Holding AG), Dr. Samir Al-Hami (Neuro-Spine-Center), Wilhelm Vollmer (Fa. Nevobad), sowie Vertreter der Firma Schrimpf und der Kreidekreis e.V. . Fuldas „Kaserne“ ist heute mit mehr als 30 Unternehmen und Einrichtungen zum Stadtteil Münsterfeld geworden. Das Jahrhundertereignis Grenzöffnung haben die Stadtväter hier zu einem echten Glücksfall für die Region genutzt.

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Münsterfeld // Fulda Anders – Teil 03