06 – Universitätsplatz Teil 02 (Fulda anders)

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Vom Nachbarkeller in den Tresorraum

Häufige Besitzer- und Gebäudewechsel bei den Banken am Uniplatz

„Es gelang uns, vom Nachbarkeller mithilfe eines Mauerdurchbruchs einen direkten Zugang zu unserer unversehrten Stahlkammer zu erhalten“. So steht es in einem Brief des Direktors der Hessischen Bank  am damaligen Kaiserplatz (heute Uniplatz) an die Zentrale in Frankfurt,  der die Zustände in seiner Geschäftsstelle nach dem Luftangriff vom 27.12. 1944 und weiteren Artilleriebeschüssen vom Gründonnerstag 1945 beschreibt. Stehengeblieben war nach den Kriegsattacken nur die beschädigte Außenfassade und das Bankgeschäft musste in einer ehemaligen Eisdiele des Nachbargebäudes betrieben werden. Der unerlässliche Gang zum Panzerschrank  führte durch den Keller des Gebäudes (heute Modehaus Schneider) um von dort durch eine Maueröffnung in die vom Krieg unbeschädigten Tresorräume der Bank zu gelangen. Obwohl zu 90% beschädigt, wurde das Gebäude am Uniplatz Nr. 5 unter Beibehaltung der Fassade wieder aufgebaut. Erbaut worden war es 1901 als Hotel Kaiserhof. Das kleine Foto zeigt neben dem Neubau noch Gebäude des alten Hitzeplans, die später abgerissen und durch einen Neubau von Architekt Herrmann Mahr (heute Modehaus Schneider) ersetzt wurden. Hier gab es zuerst unter anderem das Schuhhaus Schwab und die Manufakturwaren Leo Stern. Im Kaiserhof zog 1910 unmittelbar vor dem 1905 errichteten Kaiser-Friedrich-Denkmal der Hessische Bankverein ein, der 1922 von der Commerz- und Privatbank  übernommen wurde. 1942 wurde die Commerzbank-Niederlassung Fulda und viele weitere in Deutschland von den Nazis zur Freimachung von Arbeitskräften geschlossen. Mit dem folgenden Kauf des Gebäudes durch die Deutsche Bank und Disconto Gesellschaft erhielt es den im heutigen Fulda geläufigen Besitzer. Nach dem Zweiten Weltkrieg forderten die Alliierten die Zerschlagung der drei deutschen Großbanken und die Fuldaer Filiale firmierte unter dem Namen Hessische Bank. Bedingt durch das sog. Großbankengesetz wurde die Beschriftung auf dem ehrwürdigen Kaiserhof in Süddeutsche Bank geändert. Ob 1957 nach der Neugründung der Deutschen Bank die Gebäudeaufschrift letztmals geändert wurde, ist nicht bekannt. Hatte man doch damals längst die Pläne für den Abriss des Kaiserhofs und kompletten Neubau ab 1959 auf den Schreibtischen liegen. Auch dieser erwies sich bald als zu klein und so wurde 1993 ein weiterer Neubau durchgeführt. Auch in dem 1890 erbauten  Nachbarhaus (heute Uniplatz 7) pflegten die Banker fleißig das Umbauen. 1909 übernahm die Dresdner Bank das Bankhaus F. Wallach und führte es als Geschäftsstelle Fulda fort. Dabei wurde zunächst ein Anbau an der Gebäudefront  für weitere Geschäftsräume durchgeführt. Vom Bombenterror  weitgehend verschont, stand das Bankgebäude nach dem Zweiten Weltkrieg sofort zur Verfügung. Es trug den Namen Rhein-Main-Bank. 1957 fusionierten die drei zwangsweise gegründeten Regionalgesellschaften wieder zur Dresdner Bank Aktiengesellschaft. Nach Umbauten in 1959 und 1987, die das Erscheinungsbild am Uniplatz jeweils wesentlich veränderten, wurde die Dresdner Bank im Jahr 2008 von der Commerzbank übernommen.  Über weitere wesentliche Änderungen am Uniplatz geben die ausgezeichneten Ausführungen in dem zweibändigen Werk „Geschichte der Stadt Fulda“ (Hrsg. Geschichtsverein Fulda) Auskunft. Ganz anders ins Detail und sehr unterhaltsam geht Michael Mott in seinem dreibändigen „Fulda einst und heute“. Wer sich für die Vergangenheit Fuldas interessiert, erhält auch im Fuldaer Stadtarchiv qualifizierte Unterstützung.

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Universitätsplatz Teil 2 // Fulda Anders – Teil 06