07 – Rosenbad (Fulda anders)

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Ins Rosenbad gehen ist unsittlich

Von der Flussbadeanstalt  zum Sportbad Rosenau

Mit einem Schmunzeln um den Lippen erzählen mir der 90 jährige Zeitzeuge und seine Ehefrau, wie sie damals wegen eines gemeinsamen Rosenbadbesuchs daheim nachgefragt haben und der Großvater dieses „unsittliche Vorhaben“ strikt untersagte. Auch die Pfarrgeistlichkeit Fuldas hatte sich 1933 in einem Brief an die Stadtväter gewandt, um das „unsittliche gemeinsame Baden“ in der Rosenau zu unterbinden.  Wie auf unserem Foto zu sehen, gab es zwei durch Bretterzäune abgetrennte Bereiche, die in die angestaute und abgeböschte Fulda führten. Für das sog. gemeinsame Familienbad sollten diese Sichtschutzwände teilweise weichen. Da der junge Mann „doch schließlich einmal sehen wollte, wie seine Angebetete so aussieht“ und die junge Frau der neumodischen Badewelle folgen wollte, besorgte sie sich von ihrer Tante einen Badeanzug und ab gings in die Fuldafluten. Ob der Großvater nie etwas von dem „Vergehen“ erfuhr oder sich dem neuen Bade-Zeitgeist gebeugt hat, ist nicht bekannt.

 An den Schulen in Fulda war 1840 Turnen als Unterrichtsfach eingeführt worden und ab 1850 erteilten in den Sommermonaten Unteroffiziere des in Fulda stationierten Infanterieregiments Schwimmunterricht in der Badeanstalt an der Fulda. So steht es in dem lesenswerten zweibändigen Werk des Fuldaer Geschichtsvereins „Geschichte der Stadt Fulda“,  2008, Bd. 2, Seite 491.

Die im Jahr 1892 errichtete Flussbadeanstalt bei der Hornungsbrücke mit orientalisch anmutendem Turm (Michael Mott)  folgte diesem Trend und ersetzte diverse Badestellen in der Nähe des sog. Badegartens am Fulda-Kanal. Man konnte hier stundenweise und geschlechtergetrennt baden. Da der größte Teil der Badeanstalt pontonähnlich schwimmend ausgelegt war, blieben nach ihrem Abriss in 1931 kaum Spuren zurück. Am Fuldaufer entstand (vor dem heutigen Rosenbad) das auf unserem großen  Bild gezeigte Strandbad. Es wurde 1937 durch zwei große Schwimmbecken („an  Land“) und einen Sprungturm ergänzt.  Wer bis dahin nicht in der Fulda schwimmen wollte, konnte das 1931 in der Nähe von Bronnzell errichtete Rhönbad nutzen. Zu den großen und komfortabel ausgestatteten Schwimmbecken gelangte man von Fulda aus bequem mit der Bahn.

Das reichhaltige Badeangebot zog auch neue Vereine nach sich. Die 1923 gegründete Schwimmabteilung der Fuldaer Turnerschaft (FT 1848 e.V.) fusionierte noch im selben Jahr mit dem ebenfalls neuen Schwimmverein Fulda. 1934 verband man sich mit dem 1931 gegründeten Bronnzeller Verein SC Rhönbad Fulda zum heute bekannten „Schwimmclub Wasserfreunde Fulda“.

Mit dem Neubau der großen Schwimmbecken des Rosenbads wurden die Bretterwände entfernt und das Bad erhielt sein Jahrzehnte währendes (dem Autor vertrautes) Erscheinungsbild. Wer sich in den Wirtschafts-Wunder-Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg noch keine Reise ans Meer leisten konnte, fand hier einen idealen Urlaubsersatz. Der Andrang war zeitweise so groß, dass man vor lauter Badetüchern kaum noch ein Fleckchen Wiese sah. Nach dem Neubau des Eingangsbereichs in 1979 folgten 1988 der Bau eines neuen Sprungturms und eines Mehrzweckbeckens. Für die wohl grundlegendsten Veränderungen nahm man 2007 3,5 Mio Euro in die Hand und kleidete die Becken mit Edelstahl aus. Die Kinder erfreuen sich seitdem auch an einer Breitrutsche und die hochmoderne neue Filteranlage verspricht sicheren Badegenuss.

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Rosenbad // Fulda Anders – Teil 07