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Gottesdienst in der Exerzierhalle
Der Wandel in Fuldas Osten vom Ackerland zum Wohnviertel
Verwundert mag man sich die Augen reiben, wenn man auf unserem Foto die große Halle in unmittelbarer Nähe des Neubaus der St. Elisabeth Kirche am Gallasiniring in Fuldas Osten sieht. Sie gehörte als Exerzierhalle zur Konstantinkaserne, die in den Jahren 1933/35 für das Infanterie-Ersatzbatallion 88 errichtet wurde. In 1950 wurde sie als Notkirche geweiht und blieb bis zur Fertigstellung des Neubaus 1963 das zentrale Gotteshaus im Ostend. Die katholischen Schüler des 1959 gebauten Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums gingen hier zum Schülergottesdienst. Die Wohnhäuser im Vordergrund (Ziehers-Süd) gehören zu den in Fulda nach dem Zweiten Weltkrieg neu entstandenen Stadtteilen auf dem Gelände der ehemaligen Domäne Ziehers. Die damals zum Kloster Frauenberg gehörende landwirtschaftliche Fläche war mit seinen 275 ha im Osten der Stadt schon immer den Begehrlichkeiten der Nachbarn ausgesetzt. Noch 1947 hatte die hessische Regierung den Verkauf des Domänengeländes an die Stadt Fulda unter der Maxime „Kein Acker für Wohnsiedlungen“ abgelehnt. Auch Fürstabt Adalbert von Dalberg erhielt von den Mönchen am Frauenberg eine Abfuhr, als er seine Sommerresidenz im lieblichen Waidestal auf deren (Domänen)Gelände errichten wollte. Beleidigt ließ er sein Jagdschlösschen Fasanerie bei Eichenzell zum Sommerschloss umgestalten.
Die Ausdehnung Fuldas nach Osten hin wurde ab 1866 auch vom Eisenbahnbau bestimmt und die Arbeiter der zahlreichen neuen Fabriken wie Emaillierwerke, Gummiwerke, Ausbesserungswerk der Bahn und die Wachswarenfabrik Berta und Ziegler (Zieherser Weg) benötigten schließlich Wohnraum. Die für den Hitlerkrieg auf Domänengelände erbaute Konstantinkaserne stellte lange Zeit eine östliche Bebauungsgrenze dar. Erst die Wohnraumnot nach dem Zweiten Weltkrieg brachte den Wandel vom Ackerland zum Wohngebiet. Dem in 1947 von Joseph Schmitt gegründeten Siedlungswerk Fulda wurde 1948/49 der Umbau der Kasernengebäude für 167 Wohnungen gestattet. In der Folge war der Bann gebrochen und das Domänengelände wurde zum größten Teil für Wohnbebauung vorgesehen. Die Bezirke erhielten die Namen Ziehers-Nord und Ziehers-Süd. Zwischen den Gemarkungsgrenzen von Petersberg, Künzell und Fulda entstanden in Ziehers-Süd/Ostend neben Wohnhäusern die Kirchen St. Elisabeth und St. Pius, das Klinikum Fulda, die Athanasius-Kircher Schule, Dienstleistungsgebäude und das Gesundheitsamt. Für die Cuno-Raabe-Schule wurde ein Kasernengebäude am Gallasiniring umgebaut. Obwohl die hier 1954 gebaute Bundesstraße 27 das Gebiet teilweise durchschneidet, wird es als eine Einheit betrachtet für die die neuesten Planungen der Stadtväter unter dem Namen „Soziale Stadt – Investitionen im Quartier“ seit 2015 ein Programm zur „Verbesserung der Rahmenbedingungen für die soziale und kulturelle Entwicklung vorsehen. Zum Abschluss ein Wort in eigener Sache. Bei den Recherchen für „Fulda-anders“ treffe ich immer wieder auf gut informierte und Auskunft bereite Bürgerinnen und Bürger. Für diesen Beitrag danke ich besonders Franz Hupke und Dieter Reichardt aus der Interessengruppe Fulda-Focus, die mich mit interessanten Informationen und Bildern versorgt haben.
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