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Hotel auf der Bertawiese
Deutschlands Zentrum der Kerzenindustrie und die Berufsschule als Bauplatzvorgänger des Fuldaer Kongresszentrums
Der Zirkus auf der Ochsenwiese fiel mir bei meinen jährlichen Dokumentationsflügen sofort ins Auge und so entstanden 1993 und rund 10 Jahre später zwei Fotos aus ähnlichem Blickwinkel von der aktuell gastierenden Zirkuswelt mit Umgebung. Während sich auf dem Festplatz die Motive ähneln, erkennt man in der Nachbarschaft gewaltige Veränderungen. Auf der sog. Bertawiese und dem Gelände der alten Berufsschule entstand ein Kongresszentrum mit Hotel und Schwimmbad.
Wie so viele Areale Fuldas hat der Bereich „hinter dem Bahnhof“ eine wechselvolle Geschichte. Für die von den ewig rußenden und qualmenden Kerzen geplagten Bürger war die Fuldaer Kerzenproduktion des Lichtziehermeisters“ Franz Berta im 19. Jahrhundert eine wahre Wohltat. Er nutzte die neuentdeckten Rohstoffe Stearin und Paraffin zur industriellen Produktion von raucharmen Kerzen. Der freigeräumte Platz trug den Namen Bertawiese und wurde lange als Parkfläche genutzt.
In unmittelbarer Nähe stand der markante Querbau der ehemaligen gewerblichen Berufsschule. Das 1905 errichtete Gebäude wurde von Fabrikant Karl Ziegler zunächst für die Möbelherstellung genutzt, später erfuhr er eine Umnutzung als Wachswaren- und Kerzenfabrik. 1926 erwarb die Stadt Fulda das Gebäude und baute es für die Zwecke der Berufsschule um, die dort ab 1929 ihren Platz hatte. Der Wiederaufbau nach Kriegsschäden erfolgte 1951, gleichzeitig wurden weitere Gebäude ergänzt. Die Raumnot und gesteigerte Anforderungen ließen in 1974 die Stadtväter im „Schulviertel“ die neue Gewerblich-technische Berufsschule der Stadt Fulda (Ferdinand-Braun-Schule) erbauen. Erst 1987/88 war der Umzug für alle Bereiche vollzogen. Bis dahin teilten sich die verbliebenen Fachbereiche die Gebäude u.a. mit dem Fuldaer Jugendtreff. In den Folgejahren wurde die „Alte Berufsschule“ abgerissen und nach bewegtem Planungsauftakt feierte man 2004 Richtfest für das mit 40 Mio € veranschlagte Kultur- und Kongresszentrum Esperanto. Allen Kritikern zum Trotz erwies sich die Konzeption des Objekts in unmittelbarer Bahnhofsnähe mit 330 Hotelzimmern und einer 5000 Personen-Halle in der Mitte Deutschlands als Volltreffer. Daher ist es nicht verwunderlich, dass bald eine Erweiterung erfolgte und aktuell eine nochmalige Erweiterung in Planung ist.
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