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Von der Leimekuitt zum Wohnpark am See
Aus der Alten Ziegelei wird ein attraktives Einkaufs und Wohngebiet
Der 2011 verstorbene Petersberger Alfred Axt berichtet für den Heimatverein Petersberg von Abenteuern, die er um 1930 mit den Spielkameraden in der mit Wasser gefüllten Lehmgrube (Leimekuitt) der Ziegelei am östlichen Ortsrand erlebt hat.
Mit allerlei untauglichen Mitteln versuchte er z.B. mit Spielkameraden ein Boot zu bauen und ging dabei regelmäßig unter. Das Abbaufeld der Ziegelei in der Nachbarschaft war ein echtes Abenteuerparadies.
Den hier abgebauten Lehm nutzte man schon recht früh als Baustoff. So diente in den Fachwerkhäusern ein Lehmstroh-Gemisch zum Ausfüllen der Wände und herkömmliche Strohdächer wurden bald durch Dächer aus Lehmziegeln ersetzt. Später waren Backsteine, Gittersteine oder Ziegelsteine begehrte Baustoffe. Das durch den Abbau entstandene riesige Loch ist heute verfüllt und durchgehend bebaut. Weil sich das siedlungsgeografische Erscheinungsbild hier in kurzer Zeit grundlegend verändert hat, sei in der Serie „Fulda – anders“ ein Blick über den in der Nähe liegenden Stadtrand erlaubt. Geologisch betrachtet, gehören Lehm und Ton zu den »losen Trümmergesteinen«. Ton entstand durch die Verwitterung aus Mineralien der Urgesteine unter Einwirkung von Kohlensäure. Ist der Ton durch Sand und organische Materialien verunreinigt, nennt man ihn Lehm. Für die Ziegelherstellung wird er mit verschiedenen Zuschlagstoffen vermischt, geformt und anschließend gebrannt.
Die letzten Besitzer der Petersberger Ziegelei hatten das Werk 1978 von der Fa. Johs. Schmitt übernommen, die es wohl 1905 als Familienbetrieb gründeten. Die Ziegelei stellte 2001 ihren Betrieb aus wirtschaftlichen Gründen ein. In der Gemeinde Petersberg arbeitete man intensiv daran, aus dem rund zwölf Hektar großen Areal ein Gewerbe- und Wohnpark zu gestalten. Während der Bereich der Fabrikationsgebäude bald verkauft und bebaut war, türmten sich für das Grubengebiet zahlreiche Schwierigkeiten auf. Die Hochspannungsleitung wurde auf Kosten der Ziegeleibesitzer in die Erde verlegt und die riesige Grube wurde verfüllt und verdichtet. Zahlreiche Bedenkenträger sahen die darauf zu errichtenden Häuser schon bald im Boden versinken und lieferten sich politisch und fachlich heftige Diskussionen. Ungeachtet dessen erfolgte 2006 der erste Spatenstich auf dem Wohnpark am See-Gelände. Nachdem auch noch 2008 der neue Autobahnanschluss Fulda Mitte eröffnet worden war, entwickelte sich hier ein reges Geschäftsleben. Wohl auch, weil man bautechnisch vorgesorgt hatte, ist von Bauschäden durch Bodensenkungen bisher nichts zu bemerken.
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