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Seifensieder-Lichterzieher-Finanzwirte in der Königstraße
Erst bedeutende Wachsfabrik dann Deutschlands bestes Finanzamt
Wer sich mit Fuldas Handwerk und Industrie des vergangenen Jahrhunderts beschäftigt, kommt neben Textil, Filz und Gummi kaum an der Wachsindustrie vorbei. Namen wie Eika, Gies, Berta können auf ihren guten Ruf zurückblicken, haben aber die Produktion entweder verlagert oder aufgegeben. So auch die Wachsfabrik Rübsam, dessen Standort heute teilweise das Finanzamt Fulda einnimmt. Ausgangspunkt der „Lichtermacher“ war schon immer das Bedürfnis der Menschen gewesen, „die Nacht zum Tage zu machen“. Schon früh boten sich Fette zur Seifenherstellung an. Die Seifensieder befassten sich auch mit dem Lichterziehen. Ihr Zunftzeichen enthält einen Bund Talgkerzen. Die Erfindungen der technischen Gewinnung der Stearinsäure, des Paraffins und des Ceresins ließ auch die Kerzenindustrie in Fulda aufleben. Carl Rübsam (1858 – 1931) war zunächst Handlungsreisender für die Firma Berta und baute 1886 in der Königstraße 56 eine Wachsfabrik in der 1900 schon 60 Personen arbeiteten. (Thomas Heiler, Industriegeschichte… 2006) Zur Historie eines der übrigen Fuldaer Wachswerke wird hier auf die ausgezeichneten Ausführungen von Michael Mott im Jahrbuch 2015/16 des Landkreises Fulda (Berta) verwiesen. Hier sei auch eine Korrektur zu unserem Beitrag Nr. 11 erlaubt. In der Berta-Fabrik hinter dem Bahnhof wurde nach Beseitigung der Kriegsschäden weiter produziert.
Bei Bombenangriffen am 11. September 1944 wurde Rübsams Wachsfabrik in Teilen schwer beschädigt. In den 50iger Jahren übernahm die Eika nach und nach deren Maschinen und 1961 wurde in den geräumten Rübsam-Hallen der Möbelgroßhandel Buhl gegründet. Anfang 1995 bezogen Finanzamt, Landgericht und Staatsanwaltschaft auf der zwischenzeitlich als Parkplatz genutzten Fläche ein neu errichtetes Behördenzentrum. Das seit 1919 in Fulda bestehende Finanzamt war zunächst im Heeresstandortlazarett (Wörthstraße) untergebracht. 1937 zog es in den Neubau am Heinrich-von-Bibra-Platz um. Ostern 1945 wurde dieses Dienstgebäude von amerikanischen Truppen besetzt und für kurze Zeit von polnischen Zivilarbeitern belegt. Anschließend musste man sich die Diensträume einige Zeit mit Amtsgericht, Staatsanwaltschaft und Hauptzollamt teilen. Der Betrieb konnte in den Folgejahren bis 1995 nur mit zahlreichen Außenstellen aufrechterhalten werden. Im neuen Behördenzentrum an der Königstraße fanden die Erbschafts- und Schenkungssteuerstelle zunächst keinen Platz. Sie blieben in den bisherigen Räumen am Bibra-Platz und zogen Anfang 2009 gemeinsam mit anderen Behörden in den Neubau Behördencampus am Hopfengarten. Im Jahr 2015 wurde das Finanzamt Fulda unter den 552 deutschen Finanzämtern zum kundenfreundlichsten Finanzamt Deutschlands gewählt.
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