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Architekt des Amtsgerichts ist ein Baumeister von Schloss Fasanerie
In der Königstraße einziges rein klassizistisches Gebäude von Fulda
1843 ließ Kurfürst Wilhelm II. von Hessen-Kassel zur „Förderung der hessischen Justiz“ einen dreiflügeligen Bau im klassizistischen Stil vor der Stadtmauer im damaligen Neubaugebiet an der Königstraße errichten. Er beauftragte als Architekt seinen Hofbaumeister Johann Konrad Bromeis, der für ihn 1825-27 Schloss Fasanerie nach seiner wechselvollen Geschichte wiederhergestellt und teilweise umgebaut hatte. In dem Historien-Beitrag des Justizministeriums Hessen (Geschichte der Justiz seit 1800) wird bedauert, dass das Amtsgericht als einziger rein klassizistischer Bau Fuldas in Reiseführern kaum Beachtung findet.
Das Gebäude mit den drei Criminalgerichten wurde ab 1924 um einen Anbau und ein Gerichtsgefängnis erweitert. Diese unterstanden bis zum Deutschen Krieg 1866 dem im Palais Altenstein (neben dem Stadtschloss) untergebrachten kurhessischen Obergericht Fulda. Nach der Annexion Kurhessens durch Preußen wurde das Obergericht aufgelöst und Fulda erhielt ein preußisches Kreisgericht. Die Reichsjustizgesetze von 1879 brachten eine Neuordnung. Es gab nun Amtsgerichte, Landgerichte, Oberlandesgerichte und ein Reichsgericht. Das für die Region zuständige Landgericht wurde nach Hanau statt nach Fulda gelegt. Erst am 1. November 1949 erhielt Fulda das Landgericht mit den Bezirken Fulda-Stadt, Fulda-Land, Hersfeld, Hünfeld, Lauterbach und den Amtsgerichten Fulda, Hünfeld, Bad Hersfeld und Lauterbach. Es war lange Zeit in einem Flügel vom Stadtschloss Fulda untergebracht. Seit 1995 hat es seinen Sitz im Behördenzentrum am Rosengarten.
Die im Krieg schwer beschädigten Gebäude des Amtsgerichts wurde in den Jahren 1949 – 53 wieder aufgebaut. Wer den Sitzungssaal 2.131: betritt, erlebt eine Überraschung. Das Rokokozimmer aus der ehemals benachbarten Direktorenvilla der Wachsfabrik Rübsam konnte aus dem stark beschädigten Gebäude gerettet werden und wurde hier eingebaut und stilgerecht ergänzt.
Die heutige Justizvollzugsanstalt war vor dem Krieg Gerichtsgefängnis für Männer und Frauen. 1944 wurde das Gefängnis bei einem Bombenangriff vollständig zerstört. Nach dem Wiederaufbau bis 1953 erhielt es 1971 den Status einer selbständigen Justizvollzugsanstalt des Landes Hessen. Die umfangreichen An- und Umbauten in den 90er Jahren ließen das bisherige Gefängnisgebäude hinter den Neubauten verschwinden.
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