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Porcelain, Gensdarmen, Briefträger
Der Heinrich-von-Bibra-Platz im Laufe der Jahrhunderte – Nordseite
Das 1995 vom eingerüsteten Kirchturm der Christuskirche aus aufgenommene Panoramafoto lässt kaum vermuten, wie heftig der Wandel am Heinrich-von-Bibra-Platz war. Auf dem Aquarell von A. Heider „Fulda von der Morgenseite, 1813“ ist das Eckhaus Schlossstraße/Lindenstraße gut zu erkennen. Es diente als fürstliches Gartenhaus am Rand des Hofküchengartens. Thomas Kammandel berichtet 2019, dass man aus einer Kaminanbindung im Keller auf die Nutzung des Hauses als Schlossküche schließen kann. Sein Großvater hatte das Anwesen 1931 von Elektrikermeister Backes erworben und erweitert, inzwischen hat es 2010 den Besitzer gewechselt. Auf der Westseite der Schlossstraße gab es anfangs einen Maultierstall, später wurden in zwei Remisen Feuerlöschgeräte gelagert. Bis zum Umzug nach Neuenberg war hier die Feuerwache Fulda untergebracht. Ein Plan von 1837 zeigt gegenüberliegend ein Jagdzeughaus mit Gemüsegarten (später Oberrealschule) und nördlich davon den Porzellanhof. (Weitere Angaben im MK vom 09.01.2019 – Zentralbad weicht Wohnpark) Die Hochfürstliche Fuldaische Feine Porcelain Fabrique wurde im Jahr 1764 in der alten Fayence-Manufaktur von Heinrich, dem VIII. von Bibra gegründet. Er wollte, wie so viele Fürstenhöfe, sein Ansehen mit der Herstellung des „weißen Goldes“ steigern. Ausgangsstoff war das am Fuß der Wasserkuppe bei Abtsroda abgebaute Kaolin.
Die übrigen Veränderungen kann man aus Platzgründen nur in aufzählender Form nennen: Oberrealschule und weitere Schulformen (1870-1960) – Hallenbad (1968-2005) – Wohnpark am Schlossgarten (seit 2009). Porzellanhof und Nachbarflächen – Finanzamt (1931-2008) – Studentenwohnheim (seit 2009). Der restliche Bereich bis zur heutigen Kurfürstenstraße gehörte dem Militär. Eine Pferdeschwemme, die Gensdarmeriekaserne der Husaren (gens d`armes – frz.: Leute unter Waffen) und das Offizierskasino standen am nördlichen Ende des Platzes, der wegen seiner Nutzung Viehmarkt hieß. Weil die Magdeburger Versicherung 1952 hier ihre neue Deutschlandzentrale errichtete, wurden die von Weltkriegsbomben stark beschädigten Militärgebäude abgerissen. Nach deren Wegzug wurde das Versicherungsgebäude als Hauptpost (1959-2017) genutzt. Inzwischen haben es Stadt und Kreis erworben und zum Dienstleistungszentrum umgebaut. Mit den Veränderungen auf der Südseite des Platzes beschäftigt sich unser nächster Artikel in der Serie Fulda-anders.
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