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B-42 zwischen Orange und Blau
Im Neubaugebiet Kasernenfeld entstehen Kirchenbauten und eine Bibliothek
Während die zuletzt betrachtete nördliche Seite des Heinrich-von-Bibra-Platzes schon frühzeitig bebaut war, blieb die Südseite lange Zeit ungenutzt. Erst die neue Eisenbahnlinie (1866) ließen diesen bisher für militärische und Marktzwecke verwendeten Bereich zum „Neubaugebiet“ werden. Nach der Trennung von Kirche und Staat hatte Wilhelm Friedrich Prinz von Oranien-Nassau, dessen Insignienfarbe Orange war, Fulda (und andere Gebiete) 1803 von seinem Vater Wilhelm von Oranien als Ersatzleistungen für die verlorene Statthalterei in den Niederlanden erhalten. Am 6. Dezember 1802 zog der junge Fürst als erster weltlicher Herrscher Fuldas unter dem Jubel der Bevölkerung ein. Napoleon der I. beendete diese Herrschaft schon 1806 wieder. Obwohl 1803 als Gründungsjahr der evangelischen Kirchengemeinde in Fulda genannt wird, reicht die Geschichte des Protestantismus weiter zurück. So war Fulda im 16. Jahrhundert für einige Jahrzehnte eine überwiegend evangelische Stadt. Adam Krafft, der Sohn eines Fuldaer Bürgermeisters, predigte die Lehren Luthers von der Kanzel der Stadtpfarrkirche. Das rote Backsteingebäude des früheren Evangelischen Mädchen-Lyzeums von 1900 (Heinrich-von-Bibra-Platz 14) – heute Sitz von Einrichtungen des Evangelischen Kirchenkreises – wurde 1983 nach Adam-Krafft benannt. Bis 1896 hatte sich die evangelische Christengemeinde so stark vergrößert, dass man ein eigenes Kirchengebäude, die Christuskirche, mit einem 55m hohen Kirchturm errichtete. Architekt war Conrad Hase aus Hannover, der zahlreiche Kirchen im neugotischen Stil unter der Prämisse „Putz ist Lüge“ plante. Trotz der erheblichen Baulasten gelang es, 1899 zwei Pfarrhäuser in Doppelhausbauweise neben der Kirche (Heinrichstraße 4) zu bauen. Die „Blauen“ hatten ihren Standort gefunden. Namensgebend waren hier die blau gefärbten Uniform-Röcke der protestantischen Soldaten aus Preußen, die einen Teil der Gemeindeglieder ausmachten. Nachdem man sich 1956 von den schweren Kriegsschäden etwas erholt hatte, wurde neben dem ehemaligen Mädchen-Lyzeum ein neues Gemeindehaus gebaut. Man nannte es in Erinnerung an Wilhelm von Oranien „Haus Oranien“.
B-42 nennt man in der Fachwelt das erste mit beweglichen Lettern gedruckte Buch – die Gutenbergbibel (1452-54, Mainz). Die heute überaus wertvolle lateinische Bibel hat 42 Zeilen je Seite. Sie gehört zu den Glanzpunkten der Schausammlung des 1931 als Landesbibliothek am Heinrich-von-Bibra-Platz errichteten Gebäudekomplexes. Vorläufer war die 1776 von Fürstbischof Heinrich von Bibra gegründete öffentliche Bibliothek. Eine barocke Gedenkinschrift an der Domdechanei weist auf den ersten Bibliotheksstandort hin. 2001 wurde die Hochschul- und Landesbibliothek Fulda an zwei Standorten aus der Taufe gehoben. Am Bibraplatz nimmt man landesbibliothekarische Aufgaben war. 2011 übertrug man ihr nach mehrfachen Bauerweiterungen auch die Aufgaben der Stadtbibliothek.
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