20 – Konvikt (Fulda anders)

Unter dem Text finden Sie einen Link, der zu den zum Artikel gehörenden Fotos führt und die verfilmte Version des Artikels

Vom bischöflichen Internat zum Fashionhouse

Erst tägliche Gebete und Theaterkultur dann Socken, Unterhosen und Hemden

Im Frühjahr 1975 kamen die Bagger zum Bischöflichen Konvikt in die Nonnengasse. Die Gebäudeteile der bekannten Einrichtung in der Innenstadt, die am 9. Oktober 1893 feierlich eröffnet worden war, wurden abgerissen. Die Geschichte des Fuldaer Alumnats reicht weit zurück. Diese Bezeichnung für Schulheime, die mit Gymnasien verbunden sind, wurde schon für Priesterseminare verwendet, die aus mittelalterlichen Klosterschulen hervorgegangen waren. Zu den Konviktoristen in Fulda gehörte nach dem Zweiten Weltkrieg auch mein Mitabiturient an der Steinschule, Hermann Heim (Gelnhausen-Höchst). Er rief mich vor 15 Jahren an und bat mich um einige Luftaufnahmen für sein im Selbstverlag geplantes Buch über das Konvikt (Das Bischöfliche Konvikt zu Fulda, 2008). Es ist nicht nur außerordentlich lesenswert und enthält neben persönlichen Eindrücken mit Akribie und Sorgfalt zusammengetragene Fakten. So schreibt er u.a. in seiner Zeittafel zum Jahr 1893: „Das Konvikt zieht um! Es wird im ehemaligen Sommerhaus der Jesuiten untergebracht, dessen Gärten sich bis zur Schulstraße erstreckten. ….. Im Jahr 1864 ging das Anwesen – immerhin ein zweiflügeliges Wohnhaus, Scheune und Stallungen – an den jüdischen Kaufmann Simon Heßdörfer. Schließlich erwarb es der Bischöfliche Stuhl und ließ es 1892 zum Internat umbauen.   ….. Das Haus wird jedoch bald zu klein. Bischof Adalbert Endert ruft die Diözese zu Geldspenden auf. Jetzt konnte man das alte Gasthaus ´Zur Glocke´ an der Ecke Nonnengasse/Schulstraße erwerben. .… Durch diese Erweiterung entsteht ein einheitlicher Gebäudekomplex mit 2 Eckrisaliten im Stil des Historismus.“ Für die anfänglichen 118 Zöglinge (und wohl viele Folgende) galt „Knabenzucht will harte Hand“. Das oberste Ziel war aber immer auch, „weltoffene, frohe Menschen zu erziehen und vielleicht den Weg zum Priesterseminar ebnen“. Zu den bekannten Konviktoristen gehört der im September 2018 verstorbene Weihbischof Johannes Kapp, der 1948 am Domgymnasium sein Abitur ablegte. Immer wieder hatte auch er an die nach dem Bombenangriff vom 11. September 1944 im Konvikt getöteten 23 Mitschüler und den Direktor erinnert. Nach dem Zweiten Weltkrieg gingen die durchschnittlichen Belegungszahlen (60-70) so zurück, dass die Wirtschaftlichkeit nicht mehr gegeben war und das Bischöfliche Konvikt Fulda am Ende des Schuljahres 1984/85 geschlossen wurde.

In 1977 eröffnete auf dem Grundstück des alten Konvikts ein Bekleidungshaus, das wie der benachbarte Karstadtbau, von Deutschlands Stararchitekten Sepp Ruf geschaffen wurde.

Bitte öffnen Sie folgenden Link um zu den Fotos gelangen, die zum Artikel gehören:
https://photos.app.goo.gl/JcPqGGCDyrgUKo2t8

Um den untenstehenden Film zu starten, klicken Sie bitte direkt auf den großen roten Youtube-Play-Button in der Bildmitte:

Konvikt // Fulda Anders – Teil 20