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Aus der Kugelbude wurde Hightech-Schmiede
600 Jahre alter Handwerk- und Industriestandort an der Fulda
Die KGM Kugelfabrik steht auf uraltem Boden. Einst weit vor den Toren Fuldas gelegen, grenzt sie heute direkt an den Innenstadtbereich. Produziert wird auf dem Gelände der ehemaligen Hornungsmühle nach wie vor. Es waren energetische Überlegungen, die 1939 Walter Gebauer und seinen Partner mit ihrer Kugelfabrik Gebauer & Möller (KGM) von Frankfurt nach Fulda in die leerstehende Mühle mit Nachbargebäuden an der Hornungsbrücke umsiedeln ließen. Die 1394 erstmals erwähnte Hornungsmühle neben der Hornungsbrücke (erbaut 1738) gehört zu den ältesten Mühlen im Fuldaer Land. Die hier zur Verfügung stehende Wasserkraft ermöglichte eine wirtschaftlichere Produktion. Heute erzeugen zwei Francis – Schachtturbinen 10% des Stroms für die Kugelfabrik.
Die KGM Kugelfabrik ist spezialisiert auf Kugeln von extremer Genauigkeit. Der Fuldaer Fertigungsbetrieb bringt knapp 5 Mrd. Kugeln pro Jahr aus, die jede für sich einzeln auf verschiedene Qualitätsparameter geprüft werden. Nach der Qualitätskontrolle auf höchstem Niveau werden die Kugeln z. B: in Ventilen oder bei Sicherheitsteilen von Autos wie Airbag oder Bremssystemen eingesetzt. Kunden, die technisch einfache Normteile ohne individuelle Zusatzanforderungen benötigen, werden über die chinesische Schwestergesellschaft beliefert. Die chinesische Ware wird noch im Land nach deutschen Standards geprüft.
Die Kugel- und Kugellagertechnik hat eine lange Geschichte. In den Radnaben keltischer Streitwagen (2700 v.Chr.) fand man kleine zylinderförmige Holzstücke, die den Rollwiderstand beim Drehen der Räder verringern sollten. Auch bei den Römern fanden Kugellager schon Verwendung. Obwohl man in der Fachwelt von Wälzlagern spricht, hat sich der Begriff Kugellager umgangssprachlich durchgesetzt. Als allgemeiner Start der Wälzlagerindustrie wird das Jahr 1883 angenommen. Friedrich Fischer baute in Schweinfurt die erste Kugelschleifmaschine, die seither eine rasante Entwicklungsgeschichte erlebte. Es gibt Kugeln aus Stahl, Messing, Bronze, Keramik, Kunststoff und Silber für verschiedene Anwendungsgebiete: Man findet sie sowohl im Schubkarrenrad als auch in Flugzeugtriebwerken.
Der Forderung des Marktes nach hochpräzisen Wälzlagern in den unterschiedlichsten Materialien und Formen kommen die Fuldaer besonders gut nach. So setzt man neben der Serienfertigung bewährter Produkte von klassischen Kugeln auch auf Kleinstkugeln mit Präzision im Nanometerbereich sowie auf weiterbearbeitete Kugeln und Kugelderivate. KGM besitzt die Kompetenz, Kugeln aus nahezu allen möglichen Werkstoffen herzustellen und begleitet ihre Kunden bei neuen Projekten vom ersten Muster bis zur Serienreife (www.kgm-kugeln.de).
Der enormen, auch weltweiten, Konkurrenz begegnete man durch die systematische Erweiterung und profitiert von dem erstklassigen Ruf, den die „Kugelfabrik“ weltweit in der Fachwelt genießt. Daher wird in Fulda beständig erweitert, geforscht und entwickelt. Auf der Homepage kann man die umfangreiche Historie im Detail nachlesen. Die Fotos zeigen die Erweiterungen bis zum August 2019.