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Durch das Heertor zogen keine Heere
Romanisches Stadttor am Busbahnhof
Nachdem der Fuldaer Fürstabt Heinrich von Weilnau um 1300 im Haushaltsstreit mit dem Konvent durch päpstliches Urteil unterlegen war, wollte er auch eine äußere Trennung von seinen Mönchen und ließ am Standort des heutigen Stadtschlosses gegenüber der Hofschmiede eine Abtsburg mit eigener Hofhaltung errichten. Sie grenzte im Nordosten an die 1160 von Abt Marquard errichtete Stadtringmauer. Das dortige Stadttor wurde so eingebunden, dass man die Abtsburg ohne den Umweg über das Stadtgebiet betreten konnte. Den Namen Heertor erhielt es als Zugang zu dem 1288 als Herhove erwähnten fürstlichen Herrenhof. Eines der ältesten romanischen Stadttore Deutschlands konnte wegen seiner Größe nur von Fußgängern und kleineren Wagen auf der Reichsstraße von Frankfurt nach Leipzig benutzt werden. Der Bau des Benediktinerinnenklosters (1626) unterbrach die Straßenverbindung Heertor, Schulstraße, Steinweg. Als die Durchgangsstraße schließlich durch das Paulustor führte, verlor das Heertor seine Funktion und man baute als Abgrenzung (zum heutigen Heinrich-von-Bibra-Platz) ein zweiflügeliges Gittertor zwischen dem damaligen Jagdzeughaus (später Oberschule für Jungen) und dem fürstlichen Gartenhaus (Eckhaus, ehem. Kammandel) . Unter Adolph von Dalberg wurde der fürstliche Wirtschaftshof in der heutigen Schlossstraße durch den Bau von Scheunen, Fruchtböden, Kellereibauten und einem Gartenhaus mit Hofküchengarten erweitert. Wilhelm Friedrich Prinz von Oranien-Nassau (1802–1806) verkaufte die Gebäude an der Schlossstraße und der Schmied Auth erwarb die Hofschmiede mit dem Heertor. Der Baukomplex blieb offensichtlich bis 1959 in Familienbesitz. Bei der Planung des neuen Busbahnhofs war auch der Abriss der Werkstatt Auth vorgesehen. Bei den Abrissarbeiten legte man Teile des alten Heertores frei. Bis zur Eröffnung des neuen Busbahnhofs am 26. Juli 1960 gab es Überlegungen, es abzureißen, man ließ es aber doch stehen, zumindest bis 2001. Es wurde für die „Unterkellerung“ des Busbahnhofs für eine Tiefgarage von einer Fachfirma vorübergehend vor dem Stadtschloss „abgestellt“. Am 23.11. 2002 kam es wieder an seinen alten Platz. Die Bevölkerung nahm regen Anteil und wurde an dem kalten Novembertag mit warmen Würstchen, Glühwein und heißem Orangensaft versorgt. Wer in unterhaltsamer Form mehr über die Geschichte Fuldas erfahren will: Fulda, 50 Schätze und Besonderheiten: Geschichte und Geschichten, erzählt von Fuldaer Gästeführern, Nov. 2016