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Neue Oberleitungbuslinie in der Frankfurter Straße?
Obus-Konzept schont die Umwelt
Im Volksmund „Strippenexpress“ oder „Stangentaxi“ genannt, prägen die Oberleitungbusse (abgekürzt: Obus) die Erscheinungsbilder vieler europäischer Städte. Sie entnehmen die Energie aus Oberleitungen, die über die Fahrbahnen gespannt sind. Die Geschichte des Oberleitungomnibusses begann im April 1882. Werner von Siemens hatte erstmals sein „Elektromote“ in Berlin vorgeführt. Es sah noch aus wie ein Pferdefuhrwerk, entnahm aber den Strom mittels Stangen aus den Oberleitungen. Bis zum Ersten Weltkrieg entstanden die Anlagen in 12 Städten. Zeitweise nannte man diese Fahrzeuge auch Trolleybusse. Wie bei dem heute, vom Reiseverkehr bekannten, leicht zu bewegenden Koffer (Trolley), zog der Bus für die Stromverbindung einen vierrädrigen Kontaktwagen mit Rollen über die Oberleitungen. Oftmals sprangen sie aber von den Leitungen und wurden bald durch Stromabnehmer mit Schleifschuhen ersetzt. In den 1930er Jahren überlegte man in vielen Städten eine Elektrifizierung des öffentlichen Personennahverkehrs. Auf der Website http://rp-kassel.hessen.de kann man in dem Beitrag „Geschichte des Personennachverkehrs im Regierungsbezirk Kassel von 1815 bis zur Gegenwart“ auf Seite 8 nachlesen, dass sich Fulda nicht für elektrische Straßenbahnen, sondern für ein Oberleitungbussystem mit stromführenden Oberleitungen in den Straßen entscheiden wollte. Dazu wurden vorbereitend z.B. in der Frankfurter Straße besonders kräftige Masten errichtet. Unser Foto von 1968 zeigt einen solchen Mast vor dem grundlegenden Straßenumbau. Der 2. Weltkrieg verhinderte die Fortführung des Projekts. Da die Bevölkerung stark anwuchs, war ein leistungsfähiges Transportsystem erforderlich. Am 1. August 1949 eröffnete die damalige Überlandwerk AG drei Buslinien. Die Busse wurden mit Dieselmotoren angetrieben. So blieb es viele Jahrzehnte. Inzwischen sind E-Antriebe auch für Busse wieder im Einsatz, allerdings mit den bekannten Problemen der Akkutechnik. Problemlösend könnte hier die alte OBUS-Technik sein. Diese ganz neue elektrisch angetriebene Busgeneration besitzt sowohl Akkus als auch die altbekannten Obus-Stromabnehmer. Dort wo das historische Stadtbild keine Oberleitungen zulässt, fährt der Bus mit dem Akku, an den übrigen Strecken entnimmt er nach dem Ladekonzept „In Motion Charging (IMC)“ die Energie aus den Oberleitungen über der Straße. Der Bus kann die Akkus auch während der Fahrt aufladen und hat somit keine Standzeiten für das Laden. In Marburg stimmte man in 2021 der Magistratsvorlage VO/0136/2021 zur Einführung der neuen BOB-Busse (Batterieoberleitungbusse) zu. Auf dem Weg zu den Lahnbergen wird der benötigte Fahrstrom aus den Oberleitungen entnommen und gleichzeitig werden auch die Akkus geladen. Diese Mischtechnik soll ab 2024 eingeführt werden. In Fulda sind die mächtigen Masten für das geplante „Stangentaxi“ heute nicht mehr zu sehen, sie mussten der Straßenverbreiterung weichen und wurden durch schlankere Masten für die Straßenbeleuchtung ersetzt.